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Dass die Geschlechter in der Arbeitswelt finanziell ungleich behandelt werden, darauf weisen Organisationen an diesem Sonntag hin – wie hoch der Unterschied ist und wie Deutschland im europaweiten Vergleich dasteht.
Gleich Arbeit, aber unterschiedliche Bezahlung? Zum "Equal Pay Day" wird auf Lohnunterschiede hingewiesen.
Bis einschließlich diesen Sonntag haben Frauen in diesem Jahr unbezahlt gearbeitet – diese Botschaft will die Vereinigung Business and Professional Women zum heutigen „Equal Pay Day“ aussenden. Seit zehn Jahren weist das Bündnis mit dem Tag für die Gleichbezahlung von Frauen und Männern darauf hin, dass Menschen weiblichen Geschlechts im Arbeitsleben finanziell schlechter gestellt sind.
Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: Der Stundenlohn von Frauen liegt mit durchschnittlich 16,59 Euro brutto um 21 Prozent unter dem von Männern mit 21 Euro. Umgerechnet auf die Länge eines Jahres entsprechen diese 21 Prozent 77 Tagen – deshalb weisen Organisationen wie Business and Professional Women gerade am 18. März auf Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern hin. Um das unterschiedliche Jahreseinkommen zu veranschaulichen, macht das Bündnis folgende Rechnung auf: Würden Männer und Frauen denselben Stundenlohn erhalten, hätten Frauen bis zum Equal Pay Day umsonst gearbeitet, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.
Berücksichtigt man Unterschiede, bleiben 6 Prozent Lohnunterschied
Zu beachten ist bei dieser Argumentation: Bei den 21 Prozent handelt es sich, worauf das Statistische Bundesamt hinweist, um den unbereinigten Lohnunterschied. Gegenübergestellt werden schlicht die Einkommen von Frauen und Männern, ohne dabei deren unterschiedliche Arbeitsverhältnisse zu berücksichtigen. Laut dem Statistikamt sind die wichtigsten messbaren Gründe für den unbereinigten Gender Pay Gap, also die Kluft zwischen der Bezahlung von Frauen und Männern, unterschiedliche Branchen und Berufe. Ein großer Teil der Lohnunterschiede geht demnach außerdem darauf zurück, dass Frauen häufiger als Männer in Berufen mit geringeren Qualifikationsanforderungen arbeiten und seltener Führungspositionen innehaben.
Allerdings erklären diese Ursachen nur drei Viertel des Lohnunterschieds – rechnet man sie heraus, bleiben immer noch sechs Prozent übrig. Das bedeutet, auch bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit verdienen Frauen im Durchschnitt weniger als Männer.
Geschäftsführerin verdient 42 Prozent weniger als Geschäftsführer
Laut der Online-Jobbörse Stepstone verdienen Frauen mit Personalverantwortung im Durchschnitt 55.766 Euro brutto im Jahr und damit rund 27 Prozent weniger als männliche Führungskräfte. Das hat eine Gehaltsstudie von Stepstone mit 50.000 Befragten ergeben. Mit der Hierarchiestufe nimmt demnach die Ungleichheit bei der Bezahlung zu: Eine Teamleiterin verdient 21 Prozent weniger als ein Mann in einer ähnlichen Position, eine Bereichsleiterin 27 Prozent weniger als ein Bereichsleiter und eine Geschäftsführerin sogar 42 Prozent weniger als ein Geschäftsführer. Stepstone hat für die Auswertung nur Angaben von Angestellten in Vollzeit berücksichtigt.
Große Gehaltsunterschiede in der Finanzbranche
Am geringsten sind die Gehaltsunterschiede der Stepstone-Auswertung zufolge in IT-Berufen mit zehn Prozent und in der Pflege mit 15 Prozent, am größten hingegen im Berufsfeld Finanzen, Versicherungen und Banken mit 33 Prozent. Eine Fachkraft in dieser Branche verdient im Jahr durchschnittlich 69.437 Euro, eine Kollegin durchschnittlich 52.289 Euro.
Ein Beispiel für große Gehaltsunterschiede in dieser Branche, wenn auch nicht in Deutschland, liefert die britische Bank HSBC. Laut einem Bericht im Handelsblatt verdienen Frauen bei der Bank 59 Prozent weniger als Männer. Ihre Boni lägen sogar 89 Prozent unter denen von Männern. Laut einer Sprecherin der Bank ist der große Unterschied dem Bericht zufolge darauf zurückzuführen, dass bei HSBC nur wenige Frauen in Führungspositionen arbeiten.
Unterschied europaweit in Deutschland mit am größten
Im europaweiten Vergleich gehört Deutschland zu den Ländern mit dem höchsten unbereinigten Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern. Nur in Estland und Tschechien sind die Unterschiede mit rund 25 Prozent beziehungsweise 22 Prozent noch höher, wie das Statistische Amt der Europäischen Union mitteilt. In Rumänien, Italien und Luxemburg sind die Unterschiede mit jeweils knapp über fünf Prozent am geringsten.
In den meisten Ländern haben sich die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern zuletzt verringert. In Deutschland ist der Unterschied noch ebenso hoch wie ein Jahr zuvor. 2011 lag er noch bei 22 Prozent. Am stärksten verringert haben sich die Lohnunterschiede zwischen 2011 und 2016 in Rumänien (-4,4 Prozentpunkte), Ungarn (-4 Prozentpunkte), Spanien und Österreich (jeweils -3,4 Prozentpunkte). In zehn EU-Mitgliedstaaten sind die Lohnunterschiede in diesem Zeitraum größer geworden. Am stärksten gestiegen sind sie in Portugal (+4,6 Prozentpunkte) und Slowenien (+4,5 Prozentpunkte).