Der Dispositionskredit (kurz: Dispokredit oder Dispo) ermöglicht dem Kontoinhaber jeden Monat, sein Girokonto bis zu einem festgelegten Kreditrahmen zu überziehen. Durch die hohe Flexibilität können Verbraucher kurzfristig auf unerwartete Ausgaben oder finanzielle Engpässe reagieren.
Die Höhe des Dispokredits legt die Bank, anhand ihrer Richtlinien und der Bonität beziehungsweise der Einkommenshöhe des Kontoinhabers, fest. Sie haben jederzeit die Möglichkeit eine Anpassung Ihres Kreditrahmens, nach oben oder unten, bei Ihrer Bank anzufragen. Wenn Sie ganz auf den Dispo verzichten möchten, können Sie ihn auch löschen lassen. Minderjährigen, Studenten, Arbeitslosen sowie Personen mit unregelmäßigen Einkommen oder einer negativen Schufa-Eintragung wird wegen unzureichender Bonität in der Regel kein Dispokredit gewährt.
Die Beantragung eines Dispokredits kann auf verschiedene Weisen erfolgen: Einige Banken fragen die Wunschhöhe des Kreditrahmens bei der Kontoeröffnung ab. Erst nach Prüfung Ihrer Bonität wird der Dispokredit bewilligt oder abgelehnt. Andere Kreditinstitute räumen ihren Kunden standardmäßig einen Kreditrahmen nach regelmäßigen Gehaltseingängen ein, wenn der Kontoinhaber als kreditwürdig eingestuft wurde.
Kosten fallen erst bei Inanspruchnahme des Dispokredits an. Nutzt der Kontoinhaber den vereinbarten Kreditrahmen auf seinem Girokonto aus, werden sogenannte Dispozinsen fällig. Bis zum Ausgleich des Girokontos werden die Dispokreditzinsen für jeden Euro berechnet, mit dem Ihr Konto im Minus ist. Die Abbuchung der Gebühren findet meist vierteljährlich statt.
Dispozinsen im zweistelligen Bereich sind keine Seltenheit, aber aktuell liegen sie bei deutschen Banken im Durchschnitt bei über 9 Prozent. Jede Bank legt die Höhe der Dispozinsen selbst fest. Zahlen Sie zu hohe Dispokreditzinsen sollten Sie über einen Girokontowechsel nachdenken.
Bei der Festlegung der Dispozinsen müssen sich die Banken nicht am Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) orientieren, sondern vielmehr am 3-Monats-Euribor. Das ist der Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen. Da sich beide Zinssätze in den vergangenen Jahren ähnlich entwickelt haben, ist bei einem Anstieg des Leitzinses auch mit einer Erhöhung des 3-Monats-Euribor zu rechnen, demzufolge auch mit einem Anstieg der Dispozinsen.
Die Banken begründen die hohen Dispozinsen dadurch, dass die Kosten für die Bereitstellung eines kurzfristigen Kredits höher sind als bei einem normalen Ratenkredit. Auch das Ausfallrisiko ist beim Dispokredit deutlich höher als bei einem herkömmlichen Kredit. Um die Kosten und das Risiko ausgleichen zu können, vergeben die Banken hohe Dispozinsen.
Will ein Kunde über den Dispokredit hinaus sein Konto überziehen, muss die Bank dies extra genehmigen. Es gibt keinen festgelegten Kreditrahmen wie beim Dispokredit. Für die sogenannte geduldete Überziehung fallen zusätzlich noch höhere Überziehungszinsen an.
Überziehungszinsen können auch dann anfallen, wenn der Kunde mit der Bank gar keinen Dispokredit vereinbart hat, das Konto aber trotzdem überziehen will. Beispiel: Die Gehaltszahlung am Ende des Monats steht noch aus, aber die Lastschrift des Stromanbieters soll schon abgebucht werden. Einige Banken gewähren solche Zahlungen und dulden so die Kontoüberziehung in gewissen Maßen.
Der Dispokredit verleitet viele Verbraucher dazu, mehr Geld auszugeben, als ihnen tatsächlich zur Verfügung steht. Die Aufnahme eines Kredits stellt für die meisten eine große Hürde dar, während die Hemmschwelle den Dispokredit zu nutzen oft deutlich niedriger ist. Der Großteil der Verbraucher geht davon aus, dass die Überziehung im nächsten Monat wieder ausgeglichen wird. Klappt das jedoch nicht, vor allem, da es keine feste Rückzahlungsrate gibt, steigt die Schuldenhöhe Monat für Monat weiter an. Dazu kommen noch die teils hohen Dispozinsen. Beim Girokonto Vergleich sehen Sie auf einen Blick, wie viel Dispozinsen die Bank für das jeweilige Konto berechnet.
Im schlimmsten Fall geraten Verbraucher in eine Schuldenspirale, aus der sie aus eigener Kraft nicht mehr herauskommen. Damit es so weit nicht kommt, sollten Sie folgende Tipps beachten:
Wer längerfristig mehr Geld benötigt, regelmäßig seinen Dispositionskredit nutzt oder gar Probleme bei der Rückzahlung seines Kreditrahmens hat, sollte sich nach einer günstigeren Alternative umschauen, denn bei einer langfristigen Überziehung des Girokontos fallen schnell hohe Zinsbeträge an.
Um teure Dispozinsen meist im zweistelligen Bereich zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, auf einen deutlich günstigeren Ratenkredit umzusteigen. Die Aufnahme eines Ratenkredits ist schon für geringe Darlehenssummen möglich und lohnt sich bereits, wenn die Dispozinsen den Zinssatz eines Ratenkredits übersteigen.
Dispokredit | Ratenkredit | |
---|---|---|
Kredithöhe | 1.000 € | 1.000 € |
Laufzeit | 6 Monate | 6 Monate |
Zinssatz | 9,79 %* | 3,76 %** |
Kosten | 48,95 € | 18,80 € |
* Quelle: Test Girokonten Dispozinsen [abgerufen am 01.08.2022]
** Basis: alle 2021 über CHECK24 abgeschlossenen Ratenkredite mit Verwendungszweck „Umschuldung"
Durch die Umschuldung Ihres Dispokredits, mit denselben Modalitäten, sparen Sie über 30 Euro.
Dauert eine Kontoüberziehung länger als sechs Monate und nutzt der Kontoinhaber den Kreditrahmen durchschnittlich zu mehr als 75 Prozent, ist die Bank gesetzlich zu einer Beratung über Finanzierungsalternativen verpflichtet. Diese Beratungspflicht ist in § 504a BGB geregelt.
Bei der Ablösung eines Dispositionskredits fallen, anders als beim Ratenkredit, keine Vorfälligkeitsentschädigungen an. Sie müssen bei der Umschuldung Ihres Dispokredits also keine Kosten oder Gebühren zahlen, wenn Sie den Kreditrahmen von heute auf morgen komplett begleichen.