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Dirk Hilmer, CHECK24-Experte für Zahnzusatzversicherungen
Artikel zuletzt überarbeitet am 11.01.2024
Trotz vieler positiver Entwicklungen im Bereich der Zahnpflege bei Kindern und Jugendlichen leidet in Deutschland, ärztlichen Schätzungen zufolge, immer noch mehr als jedes zehnte Kind bis zum Alter von drei Jahren an Karies. Bei den 12-Jährigen ist es jede fünfte Kind.
Laut Zahlen des Barmer Zahnreports 2020 könnte Karies unter Kindern sogar noch weiter verbreitet sein: Rund ein Drittel aller Zwölfjährigen wurden nach Angaben der Krankenkasse im Jahr 2018 wegen Karies behandelt.
Karies ist keine Momentaufnahme. Bei der Zahnkrankheit handelt es sich um einen fortschreitenden Abbau von Zahnsubstanz, der – unbehandelt – einen oder mehrere Zähne vollständig zerstören kann.
Karies schädigt den Zahnschmelz. Obwohl Zahnschmelz die härteste Substanz des menschlichen Körpers ist und jeden Zahn als schützende Hülle umgibt, ist dieser feste Schild angreifbar. Milchzähne sind für Karies besonders anfällig, denn ihr Schmelz besitzt noch wenig Widerstandskraft.
Einmal zerstörter Zahnschmelz kann nicht repariert werden. Das gilt bereits für das frühkindliche Milchgebiss. Im sechsten Lebensjahr werden geschädigte Zähne zwar ersetzt. Doch Karies bei Kindern kann sich negativ auf die bleibenden Zähne auswirken.
Das mit Karies häufig in Verbindung gebrachte „Loch im Zahn“ ist erst die letzte Stufe der Zahnerkrankung. Karies entzieht dem Zahnschmelz zunächst die für Funktion und Stabilität wichtigen Mineralien: Kalzium, Phosphor, Magnesium und Natrium. Wird diesem Prozess der Demineralisierung nicht frühzeitig entgegengewirkt, kommt es zu dauerhaften Schäden am frühkindlichen Zahn und den bleibenden Zähnen.
Entsprechend unterscheiden Zahnärzte bei Karies verschiedene Arten und Entwicklungsstufen. Die Initialkaries beschreibt eine Entkalkung im Frühstadium, der Zahnschmelz ist hier noch unbeschädigt. Erst bei einer etablierten Karies kommt es zu mehr oder weniger ausgeprägten Schäden der Zahnsubstanz.
Auch, wenn er buchstäblich in aller Munde ist: Zucker selbst ist zumindest für Zähne keine direkte Gefahr. Problematisch sind spezielle, im Mund vorhandene Bakterien. Sie zersetzen Zucker aus der Nahrung in seine Bestandteile. Die entstehenden Säuren greifen den Zahnschmelz an. Auch säurehaltige Getränke können den Zahnschmelz schädigen.
Unbehandelt macht Karies beim Zahnschmelz nicht halt. Die Abbauprozesse greifen im Laufe der Zeit auf die inneren Strukturen des Zahns über: Das Zahnbein bis hin zur Zahnhöhle können eröffnet werden. Selbst minimale Löcher sind überaus schmerzhaft, bereiten den Weg für bakterielle Entzündungen und führen irgendwann zum Verlust des Zahns. Die Bakterien können zudem rasch auf andere Zähne übergreifen.
Sobald der erste Zahn das Licht der Welt erblickt, kann sich eine Karies entwickeln. Die Gefahr lauert in zuckerhaltigen Getränken aus dem Fläschchen. Aus diesem Grund wird frühkindliche Karies auch „Nuckelflaschenkaries“ genannt. Beim Saugen werden die Milchzähne von dem in der Flüssigkeit aufgelösten Zucker regelrecht umspült. Der Zahnschmelz steht unter Dauerbelastung.
Möglichkeit zur Regeneration? Fehlanzeige. Die Säuren wirken innerhalb kurzer Zeit auf den Schmelz. Der Wiederaufbau der Schicht durch mineralische Bestandteile des Speichels dauert hingegen einige Stunden.
Bei Babys und Kleinkindern sind die Schneidezähne des Oberkiefers sowie das angrenzende Zahnfleisch besonders von Karies gefährdet. Diese Milchzähne haben nicht nur intensiven Kontakt mit dem Nuckel und dem Getränk. In diesem Bereich fehlen auch Speicheldrüsen, die möglichst rasch für ein Spülen sorgen könnten. Die Karies kann sich von der Basis bis zur Zahnkante fortsetzen.
Bei älteren Kindern und Jugendlichen betrifft Karies vor allem und zunächst die Kauflächen der Backenzähne. Auch hier gilt als wichtigster Auslöser eine zuckerhaltige Ernährung.
Eine Karies bei Kindern beeinflusst die regelrechte Zahnentwicklung. Neben Schäden am Schmelz und Löchern können bei Kindern mit Karies vor allem Entzündungen und Abszesse auftreten.
Neben diesen primären Beeinträchtigungen der Zahngesundheit hat Karies bei Kindern sekundäre Folgen. Die Karies an einem Zahn kann sich leicht auf andere, gesunde Zähne ausbreiten. Ein kariöses Milchzahngebiss wirkt sich im fortgeschrittenen Zustand häufig auch auf Kaufunktion und Sprechen aus. Bei einem frühen Verlust der Milchbackenzähne, welche die Ausbildung der nachfolgenden Zähne maßgeblich steuern, drohen sogar kieferorthopädische Probleme.
Ist eine Zahnversiegelung bei Kindern sinnvoll?
Die meisten Zahnärzte empfehlen eine Versiegelung gesunder Milchbackenzähne – vor allem dann, wenn andere Zähne bereits von Karies betroffen sind. Bei Kindern mit Zahnspange ist eine solche Fissurenversiegelung grundsätzlich zu empfehlen, um das Kariesrisiko aufgrund einer erschwerten Zahnreinigung auszuschließen. Voraussetzung für eine Versiegelung ist immer ein kariesfreier Zahn.
Die Therapie von frühkindlichem Karies hängt davon ab, wie weit fortgeschritten der Abbau von Zahnsubstanz bereits ist. Bei einer beginnenden, initialen Kinderkaries kann die betroffene Stelle am Zahn mit einem fluoridhaltigen Lack behandelt werden. Die Schicht bietet einen zusätzlichen Schutz des Zahnschmelzes vor Säuren. Zudem wirkt der Speziallack regenerativ, das heißt, er unterstützt die mineralische Neubildung.
Ist die Karies bei Kindern bereits fortgeschritten, kommt der Bohrer zum Einsatz. Die von Karies befallenen Stellen am Zahn werden vorsichtig abgetragen. Das Loch in der Zahnsubstanz erhält anschließend eine Füllung.
In einigen Fällen hat die Karies bei Kindern bereits die Zahnhöhle erreicht und auf den Nerv übergegriffen. Die damit einhergehende Entzündung ist überaus schmerzhaft. Bei der Behandlung entfernt der Zahnarzt nur einen Teil des betroffenen Nervs. Im Anschluss wird der Milchzahn mit einer künstlichen Krone versorgt, die wie eine Hülle über diesem liegt.
Sind Milchbackenzähne so stark von Karies betroffen, dass sie gezogen werden müssen, erhält der Kiefer einen Platzhalter. Dieser ist wichtig, um Raum für die nachfolgenden Zähne zu halten.
Bei zahnärztlichen Eingriffen, bei denen gebohrt wird, sollte eine Betäubung erfolgen. Um die beängstigende, aber notwendige Spritze erträglicher zu machen, kommt ein spezielles Gel zum Einsatz. Mit dieser Substanz, auch als „Zahnmarmelade“ bezeichnet, wird zunächst das Zahnfleisch schmerzunempfindlich gemacht. Bei etwas älteren Kindern arbeiten Zahnärzte mit einer Lachgas-Sauerstoff-Mischung, die über die Nase eingeatmet wird und entspannend wirkt. Mit der Spritze wird in einem zweiten Schritt der Zahn selbst betäubt.
Die beste Vorbeugung gegen Karies bei Kindern ist eine nachhaltige Zahnpflege und -reinigung. Diese sollte bereits ab dem sechsten Lebensmonat beginnen. Zahnärzte empfehlen, zweimal täglich die Zähne zu putzen.
Dabei ist es sinnvoll, in den ersten Monaten mit zwei altersgerechten Zahnpasten zu arbeiten: Eine fluoridhaltige sowie eine fluoridfreie Zahnpasta werden im Wechsel entweder morgens oder abends angewendet. Ab dem zweiten Lebensjahr sollte nur noch eine fluoridhaltige Zahnpasta zum Einsatz kommen.
Ist fluoridhaltige Zahnpasta für Kinder geeignet?
Fluorid stärkt die Widerstandsfähigkeit von Zahnschmelz und senkt damit das Risiko von Karies bei Kindern. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, bis zum Alter von drei Jahren nur eine Form der Prophylaxe mit Fluorid anzuwenden, um so eine Überdosierung zu vermeiden.
Das bedeutet: Eine fluoridhaltige Zahnpasta stellt keine Gefahr für die Gesundheit von Babys und Kleinkindern dar. Auf eine zusätzliche Fluoridzufuhr – beispielweise in Form von Tabletten oder Kochsalz – sollte jedoch verzichtet werden.
Ein weiterer, wichtiger Vorsorgeaspekt zur Vermeidung von Karies bei Kindern ist ein Blick auf die Ernährung: Süße Tees und andere, zuckerhaltige Getränke und Lebensmittel, gehören nicht ins Fläschchen oder auf den Teller. Je früher ein Kind lernt, aus einem Becher oder Glas zu trinken, desto eher kann das Risiko einer Kinderkaries gesenkt werden.
Selbstverständlich gehören auch regelmäßige Zahnarztbesuche mit Kindern zu einer vernünftigen Vorsorge. Der erste Termin sollte laut dem Bundesverband der Kinderzahnärzte Deutschlands mit dem Auftreten der ersten Milchzähne stattfinden.
Zwischen dem sechsten und 34. Lebensmonat übernehmen die Krankenkassen drei Untersuchungen zur Früherkennung. Gleiches gilt für die anschließende Zahnkontrolle bis zum sechsten Lebensjahr. Zweimal im Kalenderjahr wird zwischen dem sechsten und 34. Monat der Einsatz von Fluoridlack bezahlt. Anschließend richtet sich die Kostenübernahme nach dem individuellen Kariesrisiko des Kindes.