Strafrechtsschutz

Der Strafrechtsschutz ist ein Bestandteil und Baustein der Rechtsschutzversicherung und bietet Schutz gegen strafrechtliche Vorwürfe. Strafrechtliche Vorwürfe umfassen Beschuldigungen wegen Verstößen gegen das Strafgesetzbuch, wie z. B. Körperverletzung, Diebstahl oder Verkehrsdelikte. Bei Verkehrsdelikten handelt es sich - im Gegensatz zu Ordnungswidrigkeiten - um besonders schwerwiegende Verstöße im Straßenverkehr, wie Gefährdung des Straßenverkehrs, Trunkenheit am Steuer oder Fahrerflucht.

Der Strafrechtsschutz übernimmt die Verteidigungskosten, wenn Ihnen ein fahrlässiger strafrechtlicher Verstoß vorgeworfen wird. Der Vorwurf von Vorsatzdelikten ist optional versicherbar. Findet nach einem Vorwurf keine Verurteilung des Versicherungsnehmers statt, gilt der Versicherungsschutz rückwirkend. Das bedeutet, die Kosten für unter anderem Anwälte und Gerichtsverfahren werden im Nachhinein übernommen.

Strafrechtliche Ermittlungen können nicht nur finanziell, sondern auch emotional belastend sein. Eine Rechtsschutzversicherung bietet zum einen finanziellen Schutz, zum anderen bieten viele Versicherer auch eine kostenlose Erstberatung oder eine kostenlose Anwaltshotline an. Dadurch haben Sie im Ernstfall sofort einen kompetenten Ansprechpartner. Eine Rechtsschutzversicherung mit Strafrechtsschutz ermöglicht Ihnen den Zugang zu qualifizierter rechtlicher Unterstützung und kann so ein faires Strafverfahren und die Wahrung Ihrer Rechte sicherstellen.

Leistungsumfang des Strafrechtsschutzes

Der Leistungsbereich des Strafrechtsschutzes umfasst grundsätzlich:

1. Opferrecht: Versicherungsschutz besteht, wenn Sie Opfer einer Straftat werden und als Nebenkläger zivilrechtliche Ansprüche in Form von Schadensersatz und/oder Schmerzensgeld geltend machen wollen.
2. Passives Strafrecht: Versicherungsschutz besteht, wenn Ihnen eine fahrlässige Tat vorgeworfen wird. Dies kann beispielsweise die fahrlässige Körperverletzung (§ 229 StGB) sein. Beachten Sie: Sollte sich im Laufe des Verfahrens der Vorwurf in eine vorsätzliche Körperverletzung ändern, entfällt rückwirkend der Versicherungsschutz. Selbiges gilt umgekehrt, wenn aus einem Anfangsverdacht der vorsätzlichen Körperverletzung im Laufe des Verfahrens eine fahrlässige Körperverletzung wird. Hier erhalten Sie ab dem Moment, in dem sich der Vorwurf ändert, rückwirkend Versicherungsschutz.

Die Rechtsschutzversicherung übernimmt im Versicherungsfall die im Strafverfahren anfallenden Kosten, unter anderem für Anwälte, Zeugen, Gutachter und die Verhandlung.

Erweiterter Strafrechtsschutz

Manche Versicherer bieten einen erweiterten Strafrechtsschutz oder auch Spezial-Strafrechtsschutz an. Dieser enthält zusätzlich die Verteidigung gegen vorsätzliche Vergehen. Der Versicherungsschutz besteht, sofern es keine rechtskräftige Verurteilung wegen Vorsatz gibt. 

Wird dem Versicherungsnehmer ein vorsätzliches Vergehen vorgeworfen, übernimmt der erweiterte Strafrechtsschutz unter anderem die Kosten für den Rechtsanwalt. Der Fortbestand des Versicherungsschutzes hängt jedoch vom Ausgang des Strafverfahrens ab:

• Verurteilung
  Sollte es zu einer Verurteilung kommen, entfällt rückwirkend der Versicherungsschutz und die entstandenen Kosten müssen an den Versicherer zurückgezahlt werden. Hierdurch kann jedoch erst mal der Fokus auf die Strafverteidigung gelegt werden, ohne sich Gedanken um die Bezahlung des Anwaltshonorars zu machen.
• Einstellung
  Wird der Prozess gegen den Versicherungsnehmer eingestellt, beispielsweise wegen Geringfügigkeit (nach § 153 StPO) oder gegen Auferlegung einer Geldbuße (nach § 153a StPO), übernimmt die Versicherung die im Strafverfahren angefallenen Kosten. Geldbußen werden nicht von der Versicherung übernommen.
• Freispruch
  Bei einem Freispruch werden die für den Versicherungsnehmer entstandenen Kosten von der Versicherung übernommen.

Beachten Sie: Verbrechen sind Taten, die eine Mindeststrafe von einem Jahr oder mehr vorsehen. Diese sind nie abgedeckt!

Strafrechtsschutz Beispiele

1. Radfahrer A kollidiert an einem Fußgängerübergang mit dem Spaziergänger B. Es läuft ein Ermittlungsverfahren gegen Radfahrer A wegen fahrlässiger Körperverletzung gem. § 229 StGB. Radfahrer A hat Versicherungsschutz.
2. Spaziergänger A beleidigt auf einem Volksfest eine andere Person. Es kommt zum Gerichtsprozess. Der erweiterte Strafrechtsschutz übernimmt die Kosten. A wird verurteilt. Der Versicherungsschutz entfällt rückwirkend und A muss die Kosten an den Versicherer zurückzahlen.
3. A erhält eine Anklageschrift wegen Betruges gem. 263 StGB. Vor Gericht wird das Verfahren nach 153a StPO unter Auflagen eingestellt. Der erweiterte Strafrechtsschutz übernimmt die Anwalts- und Gerichtskosten.
4. A überfällt einen Supermarkt. Bei dem Raub handelt es sich um ein Verbrechen. Versicherungsschutz ist ausgeschlossen.

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