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Ausblicke auf der Invest 2017
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Das kann das Girokonto der Zukunft

München, 11.04.2017 | 16:38 | fra

Mit dem Bankkonto überall im Netz anmelden oder den Kassenbon im Onlinebanking einsehen: Das klassische Girokonto war gestern. Was das Konto von morgen kann, verraten Experten auf der Invest in Stuttgart.

Invest 2017 Girokonto
Trotz Schwerpunkt auf Geldanlagen: Auch die Zukunft des Girokontos wurde auf der Invest in Stuttgart thematisiert. Bild: fra

Google ist weit mehr geworden als eine Suchmaschine, Apple mehr als ein Gerätehersteller und Facebook mehr als ein soziales Netzwerk. Google Wallet, Apple Pay und Zahlungen unter Freunden via Facebook Messenger: Immer häufiger bieten die IT-Riesen ihren Kunden inzwischen Finanzdienstleistungen an, besonders im Zahlungsverkehr – wenn auch noch nicht in Deutschland. Eine Bedrohung für die Banken?

Nicht unbedingt. Zumindest nicht nach Einschätzung Jan Enno Einfelds von der Comdirect. In einer Podiumsdiskussion der ARD unter dem Titel „Banken wanken – Die Bedrohung durch Google, Apple, Facebook, Amazon“ auf der Invest in Stuttgart zeigt sich der Sprecher der Commerzbank-Tochter gelassen. Statt einer Bedrohung sieht er in Google und Co. eine Bereicherung für den Wettbewerb und ist sich sicher: Solange die Banken ihren Kunden einen klaren Nutzen bieten, können sie dem Konkurrenzdruck standhalten. Ein Produkt rückt er dabei besonders in den Fokus und zwar ausgerechnet eines, das für die Banken alles andere als lukrativ ist: das Girokonto.

Wie genau können Banken mit dem aus Verbrauchersicht wohl wichtigsten Finanzprodukt konkurrenzfähig bleiben? Eine Frage, auf die die Diskussionsrunde um Einfeld einige spannende Ansatzpunkte lieferte. Wir verraten, auf welche Neuerungen beim Girokonto sich Verbraucher einstellen können.

Das Bankkonto als Zentrum des Zahlungsverkehrs

Zugegeben, eine Neuerung ist das nicht – aber ein wesentlicher Grund, warum das Girokonto von der Bank auch in Zukunft eine Rolle spielt, wie Einfeld findet. Denn bislang konzentrierten sich die Bestrebungen der IT-Unternehmen auf den Zahlungsverkehr und genau der sei ohne ein zentrales Girokonto, auf dem das Gehalt eingeht, gar nicht denkbar.

Das Bankkonto als „digitale Identität“

Was Facebook kann, könnte das Girokonto mindestens genauso gut. Das findet zumindest der Payment-Experte Rudolf Linsenbarth. So, wie Nutzer des sozialen Netzwerks sich schon seit Langem mit ihren Login-Daten auch auf anderen Websites anmelden können, könnten das Girokonto-Inhaber in Zukunft mit ihrem Bankkonto – nur besser. Statt „Hier ist jemand, der behauptet, Rudolf Linsenbarth zu sein.“ könnte die Botschaft bald heißen „Hier ist Rudolf Linsenbarth. Wir wissen das.“ Der Grund: Anders als Facebook überprüfen die Banken vor Eröffnung des Girokontos die Identität ihres Kunden, können also mit Bestimmtheit sagen, dass er es ist, der sich anderswo einloggt.

Für Einfeld klingt Linsenbarths Forderung einer „digitalen Identität“ aus Verbrauchersicht durchaus nützlich. Dennoch äußert er Bedenken – nicht nur wegen des Bankgeheimnisses, sondern auch wegen des Sicherheitsbedürfnisses deutscher Verbraucher: „Will ich am Ende, dass ein Facebook mit meinem Bankkonto verknüpft ist?“ Eine Frage, die sich Bankkunden in Zukunft womöglich stellen müssen.

Das Bankkonto als Verbindungsstück zum Handel

Wer online kauft, erspart sich bei einer Reklamation die Suche nach dem Kassenbon – schließlich steht der Kaufbeleg im Kundenbereich zur Verfügung. Anders verhält es sich bislang im stationären Handel, in dem Kunden ihren Beleg auf dem Papier erhalten und der landet nicht selten im Papierkorb. Hier könnten die Banken Abhilfe schaffen, findet Linsenbarth. In direkter Zusammenarbeit mit dem Handel könnten sie etwa bei Zahlungen mit der Girocard digitale Kassenbons erstellen, die über die Bank auch später noch abrufbar sind, ganz so wie im Kundenkonto eines Onlinehändlers.

Warum mischen Google, Apple, Facebook und Co. überhaupt im Finanzsektor mit?

Kunden gewinnen müssen die IT-Riesen gewiss nicht mehr – woher also all das Engagement? Für Sven Korschinowski von der Wirschaftsprüfungsgesellschaft KPMG liegt der Grund auf der Hand: Anders als den Banken gehe es Google und Co. nicht um die Kundengewinnung, sondern um die Gewinnung derer Daten. Ebendiese Daten spielen den Konzernen in die Hände, wenn es um die gezielte Ausspielung von Werbung geht, wie Rudolf Linsenbarth ergänzt. Je mehr sie über ihre Nutzer wissen, desto besser können sie Werbung platzieren.

Und statt oder: Banken brauchen Fintechs

Bei allem Potential, das dem Girokonto auch in Zukunft eine Daseinsberechtigung gibt, bleibt die Frage, ob die Banken dem Innovationsdruck tatsächlich allein gewachsen sind. Für Christian Neuhaus, Gründer des digitalen Vermögensverwalters Liqid, steht fest: Fintechs könnten den traditionellen Geldhäusern hier unter die Arme greifen. Startups könnten Teilbereiche der Banklandschaft besser, kundenfreundlicher und effizient umsetzen, erklärt er in der Diskussionsrunde. Er glaubt daran, dass Banken diese Möglichkeiten in Zukunft mehr ausschöpfen werden und es vermehrt Kooperationen zwischen Banken und Fintechs geben kann und muss.

Mit dieser Ansicht ist er nicht allein. Für Korschinowski ist die Zusammenarbeit mit den jungen IT-Unternehmen überhaupt etwas, das die Bank der Zukunft auszeichnet. Schon heute stünde die Mehrheit von ihnen (mit Ausnahme etwa von N26) gar nicht in Konkurrenz zur Bank, sondern ergänzten sie.


Die ganze Podiumsdiskussion ansehen: Hier geht es zur Aufzeichnung.


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