Immer mehr Menschen leiden an krankhaftem Übergewicht und geben sich deshalb in Behandlung. Das zeigt der aktuelle Krankenhausreport 2016 der Barmer GEK, den die Krankenkasse am Mittwoch vorgestellt hat.
Die Zahl der Operationen gegen Übergewicht hat sich innerhalb weniger Jahre mehr als verfünffacht. Demnach haben sich allein 2014 mehr als sieben Millionen Menschen aufgrund ihrer Fettleibigkeit behandeln lassen. Das sind 14 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Gleichzeitig steigt die Zahl derer, die sich einem chirurgischen Eingriff zur Gewichtsreduktion unterziehen. So hat sich die Zahl solcher bariatrischen Operationen zwischen 2006 und 2014 auf bundesweit rund 9.000 mehr als verfünffacht.
Betroffene sollten sich laut der Barmer GEK in speziellen Zentren behandeln lassen, die von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zertifiziert sind. Die dort tätigen Ärzte sind besonders qualifiziert und die Kliniken für derartige Eingriffe gut ausgerüstet. Das Sterberisiko ist laut Barmer GEK in diesen Häusern um 15 Prozent geringer.
Mehrkosten von 14 Milliarden Euro drohen
Auch die Nachsorgekonzepte sind laut dem Krankenhausreport wichtig, denn ein bariatrischer Eingriff könne schwere Folgen nach sich ziehen. Grundsätzlich sollten Patienten, die für eine Operation in Frage kommen, sorgfältig ausgewählt werden.
„Einerseits müssen Patienten nach einem Eingriff deutlich seltener aufgrund von Diabetes mellitus Typ 2, Schlafstörungen und Bluthochdruck stationär behandelt werden als vergleichbare Personen ohne eine Operation. Andererseits müssen Patienten nach einem bariatrischen Eingriff häufiger wegen Gallensteinen, Krankheiten des Verdauungssystems und Eingeweidebrüchen ins Krankenhaus“, sagte Professor Boris Augurzky, Autor des Krankenhausreports.
Nicht nur wegen möglicher gesundheitlicher Folgeerkrankungen, sondern auch aus finanzieller Sicht sollte ein Eingriff gut überlegt sein. Denn wenn sich alle Übergewichtige in Deutschland mit einem BMI (Body-Mass-Index) von 40 und mehr operieren ließen, kämen auf die
gesetzlichen Krankenversicherungen Kosten in Höhe von 14,4 Milliarden Euro zu.
Augurzky warnte, dass am Ende der Beitragszahler diese Mehrkosten schultern müsse. Dies sei umso bedenklicher, weil eine bariatrische Operation für Kliniken lukrativ sei und daher eine Tendenz zu immer mehr Eingriffen bestünde.
Klinikaufenthalte von Männern sind teurer
Laut dem Krankenhausreport kostete der Klinikaufenthalt einer Frau im Schnitt 3.842 Euro. Für die Männer musste die Krankenkasse mit 4.254 Euro deutlich mehr zahlen.
Gleichzeitig zeigen sich deutliche regionale Unterschiede bei den Kosten: In Baden-Württemberg gab die Krankenkasse für jeden Versicherten im Schnitt 780 Euro für Klinikaufenthalte aus, in Thüringen 960 Euro.
Die Verweildauer im Krankenhaus sinkt indes immer weiter: Im Schnitt war ein Patient im vergangenen Jahr rund 7,7 Tage in einer Klinik. 2006 dauerte ein durchschnittlicher Aufenthalt noch 8,7 Tage.
Aktualisierung:
Barmer Krankenhausreport 2017