In deutschen Krankenhäusern werden immer mehr ältere Patienten behandelt. Wegen finanzieller Fehlanreize werden sie allerdings nicht optimal versorgt. Das geht aus dem Barmer Krankenhausreport 2017 hervor, den die Krankenkasse am Mittwoch vorgestellt hat.
Krankenhäuser haben immer mehr ältere Patienten zu versorgen. In den Kliniken gibt es demnach immer mehr Patienten über 70 Jahre, die an mehreren Krankheiten gleichzeitig leiden. Ihre Zahl hat sich innerhalb von zehn Jahren um 80 Prozent auf zwei Millionen erhöht. Solche Geriatrie-Patienten werden allerdings oft zu lange oder zu kurz im Krankenhaus versorgt.
Als Ursache nennt der Report der
Krankenkasse die sogenannte geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung (GFKB), die viele Geriatrie-Patienten erhalten. Diese Art der Behandlung ist an starre Vergütungsstufen gebunden, die sich an der Dauer des Klinikaufenthalts orientieren. Zudem ist die GFKB oftmals deutlich teurer als eine klassische Reha-Behandlung.
Finanzielle Fehlanreize führen zu falscher Versorgung
Demnach können Kliniken eine höhere Pauschale abrechnen, wenn ein Patient mindestens zwei Wochen lang eine GFKB im Krankenhaus erhält. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, fordert daher eine Weiterentwicklung des Vergütungssystems. „Die Dauer der Behandlung sollte sich stärker am individuellen Bedarf des Patienten und an medizinischen Kriterien orientieren“, sagte Straub.
Darüber hinaus ist die spezielle Komplexbehandlung für die Patienten oftmals nicht von Vorteil. Denn laut Straub weist die GFKB im Krankenhaus häufig einen geringeren Behandlungserfolg auf als eine klassische Reha.
Behandlungsart hängt auch vom Bundesland ab
Gleichzeitig hängt die Behandlungsart älterer Patienten laut dem Report auch vom Bundesland ab. So würden in Bayern nur 4,3 Prozent der Geriatrie-Patienten eine GFKB erhalten. In Hamburg erhält dagegen fast jeder vierte Geriatrie-Patient (24,3 Prozent) eine solche Behandlung.
Medizinisch gesehen sind solche regionalen Unterschiede nicht nachvollziehbar, so die Barmer.
Klinikaufenthalte werden kürzer – außer bei psychischen Krankheiten
Dem Krankenhausreport zufolge bleiben Patienten insgesamt immer kürzer im
Krankenhaus. Demnach sank die Verweildauer zwischen 2006 und 2015 von 8,51 Behandlungstagen auf 7,49 Tage. Das entspricht einem Rückgang um zwölf Prozent. Psychisch erkrankte Patienten liegen allerdings immer länger im Krankenhaus.
Dabei fällt ein hoher Kostenunterschied auf. So kostete der Klinikaufenthalt einer weiblichen Patientin durchschnittlich 3.664 Euro bei einer körperlichen Erkrankung. Der Aufenthalt wegen einer
psychischen Krankheit kostete dagegen fast das Doppelte (7.110 Euro). Bei den Männern waren es im Schnitt 4.145 Euro bei körperlichen und 5.659 Euro bei psychischen Erkrankungen.
Aktualisierung: Barmer Krankenhausreport 2018