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Kontaktlos bezahlen mit der Girocard - schneller oder langsamer als die reguläre Kartenzahlung? Ein Test liefert Antworten.
„14 Euro und 64 Cent, bitte.“ Mit Worten wie diesen fällt an deutschen Supermarktkassen nicht selten der Startschuss für die langwierige Suche nach dem passenden Kleingeld. Eine Situation, die viele nur allzu gut kennen dürften und ein Ärgernis für jeden, der es eilig hat.
Dabei könnte das Bezahlen an der Ladenkasse so viel schneller gehen – doppelt so schnell, um genau zu sein. Zu diesem Ergebnis gelangt die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Sie hat im Auftrag von Euro Kartensysteme – einem Unternehmen der Deutschen Kreditwirtschaft, das unter anderem für die Vermarktung der Girocard zuständig ist – gemessen, wie lange die Bezahlung mit einzelnen Verfahren dauert.
Wer seine Einkäufe bar begleicht, der braucht im Schnitt 24 Sekunden, bis er seine Scheine und Münzen aus dem Geldbeutel geholt hat. Je nach Einkaufswert und dem Bestreben des Kunden, möglichst passend zu zahlen, kann das auch kürzer oder länger dauern. Unter allen von der GfK beobachteten und gemessenen Zahlvorgängen brachte es ein Kunde auf stolze 83 Sekunden, der schnellste bezahlte seinen Einkauf in gerade einmal drei Sekunden.
Schneller als mit Bargeld zahlen die Deutschen mit ihrer Girocard. Die Bankkarte ins Terminal stecken, PIN eingeben, auf die Zahlungsbestätigung warten und die Karte wieder entnehmen – dieser Prozess dauert laut GfK-Untersuchung zwischen 14 und 42 Sekunden. Im Schnitt geht so eine Zahlung in 23 Sekunden über die Bühne. Eine Ausnahme: die Zahlung per elektronischem Lastschriftverfahren. Muss der Kunde die Kartenzahlung statt per Unterschrift bestätigen, dauert das im Mittel fünf Sekunden länger.
Doch die Zahlung mit Girocard geht auch schneller – dann nämlich, wenn der Karteninhaber kontaktlos bezahlt. Bei diesem Verfahren entfällt das Einstecken der Karte ins Lesegerät. Bei Beträgen unter 25 Euro ist zudem keine PIN-Eingabe mehr erforderlich. Das spart Zeit, wie der Test beweist. Elf Sekunden dauert eine kontaktlose Zahlung laut GfK im Schnitt, also weniger als halb so lange wie die reguläre Zahlung mit Girocard oder Bargeld. Einzige Einschränkung: Wer kontaktlos zahlt, aber für über 25 Euro einkauft, der braucht für die Zahlung wegen erforderlicher PIN-Eingabe durchschnittlich 26 Sekunden und damit sogar etwas länger als bei der normalen Zahlung mit Karte. Der Grund für die Verzögerung liegt laut Ingo Limburg, Leiter Marketing und PR bei Euro Kartensysteme, in der Beschaffenheit der Lesegeräte. Da Kunden bei Kontaktloszahlungen die Karte direkt über das Display hielten, bemerkten sie die Aufforderung zur PIN-Eingabe oft erst später.
Grundlage für Kontaktloszahlungen ist die sogenannte Near Field Communication (NFC) – zu Deutsch etwa Nahfunkkommunikation. Per Funk werden die Zahlungsdaten hier über einen geringen Abstand von der Karte zum Terminal übertragen. Dieser Vorgang ist aber nicht nur mit der bis 2007 als EC-Karte bezeichneten Girocard möglich. Vor allem Kreditkarten sind heute weitestgehend mit einem NFC-Chip ausgestattet. Ebenso können Kunden auch ein NFC-fähiges Smartphone oder ein anderes Gerät wie etwa eine Smartwatch zum kontaktlosen Bezahlen einsetzen.
Hintergrundinfos zum kontaktlosen Bezahlen sowie zur Sicherheit des Verfahrens finden Sie auf der Serviceseite „Sicher bezahlen online wie offline“.
13 Sekunden gespart gegenüber der Zahlung mit Bargeld: Was zunächst nach keinem nennenswerten Zeitvorsprung klingen mag, macht sich auf Dauer durchaus bemerkbar. Statistiken zufolge* kaufen die Deutschen durchschnittlich 237 Mal pro Jahr in Supermärkten, Discountern oder Drogeriemärkten ein. Der Einkaufswert bewegt sich im Schnitt um die 17 Euro – liegt also weit unter der Grenze von 25 Euro, sodass eine Kontaktloszahlung auch ohne PIN-Eingabe möglich ist.
Wer nun jeden seiner Einkäufe bar bezahlt und dafür je 24 Sekunden benötigt, der verbringt bis Jahresende eine Stunde, 34 Minuten und 48 Sekunden mit Bezahlen. Wer an der Kasse dagegen stets kontaktlos ohne PIN-Eingabe zahlt, bringt es nur auf 43 Minuten und 27 Sekunden. Kurzum: Mit Kontaktlosbezahlungen gewinnen Verbraucher gut und gern eine Dreiviertelstunde Lebenszeit pro Jahr – die Zeitersparnis die winkt, wenn auch der Vordermann an der Kasse per NFC bezahlt, noch gar nicht eingerechnet. Doch mit der Girocard tatsächlich kontaktlos bezahlen kann bislang nicht jeder.
Zwar sind Kontaktloszahlungen mit Kreditkarten auf dem Vormarsch und inzwischen bei einer Reihe von namhaften Händlern wie Saturn, Kaufland, Deichmann problemlos möglich – wer aber keine Kreditkarte besitzt oder diese nicht für alltägliche Einkäufe nutzen will, der stößt bei Kontaktloszahlungen an seine Grenzen. Der Grund: Die Girocard kontaktlos erhalten derzeit nur Kunden der Sparkassen und VR-Banken und auch hier wird es nach offiziellen Angaben noch bis zum Jahr 2020 dauern, bis tatsächlich jeder Kunde eine NFC-fähige Bankkarte besitzt.
Immerhin: Die Zahl der Händler, die ihre Terminals umgerüstet und für die Girocard kontaktlos freigegeben haben, steigt stetig. So können inzwischen etwa Kunden bei Lidl, Aldi, Rewe, Penny, Toom und seit Neuestem auch bei dm mit ihrer Girocard bezahlen, ohne sie ins Terminal stecken zu müssen.
Seit November 2016 können VR-Bank-Kunden testweise auch bei einer Bäckereikette in München kontaktlos mit der Girocard bezahlen. Eine erste Bilanz, die der Zahlungsdienstleister Cardprocess zieht, fällt positiv aus: Demnach erreichten die Volks- und Raiffeisenbanken inzwischen zahlreiche Anfragen weiterer Bäckereibetriebe, die ebenfalls Kontaktloszahlungen anbieten wollen.
Lange hatten sich gerade Bäckereien gegen Kartenzahlungen gesperrt – sie haben sich aus ihrer Sicht wegen der kleinen Beträge und der hohen Transaktionsgebühren nicht gerechnet. Nun aber, da der Gesetzgeber die Entgelte gedeckelt hat, die Verkäufer für Kartenzahlungen leisten müssen, scheinen sich die Betriebe gegenüber den neuen Zahlmethoden zu öffnen. Für den Kunden kann das nur eines bedeuten: Sie müssen in Zukunft wohl nicht mehr so lange auf ihre Brötchen warten.
* Quelle: Statista, die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2015
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