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Deutschland bisher Billigland bei Girokonto-Kosten
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3 Thesen zur Zukunft von Bankgeschäften

München, 23.06.2016 | 15:06 | nze

Doppelt so lange Wege bis zum nächsten Schalter, wesentlich höhere Girokonto-Gebühren, dafür kundenfreundlichere Dienstleistungen per Smartphone – was Bankkunden laut einer Studie in den nächsten Jahren zu erwarten haben.

Fotoüberweisung mit smartPay der comdirect Bank
Bankkunden können in den nächsten Jahren wohl mit mehr und besseren digitalen Services rechnen.
Dass sich etwas verändert, merken viele Bankkunden seit einiger Zeit: In ländlichen Regionen hat vielerorts die einzige Filiale am Ort schon dicht gemacht oder steht vor der Schließung. Für bisher kostenlose Überweisungen oder schlicht die Kontoführung wollen viele Banken mittlerweile Geld. Gleichzeitig zahlen sie für auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten angelegtes Geld immer weniger Zinsen. Wohin wird das führen? Ein paar Antworten lassen sich ableiten aus den Ergebnissen des „2016 Retail Banking Radar“, einer Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney.

1. Die Wege zur nächsten Filiale werden noch weiter

Die Studie von A.T. nimmt nicht nur Deutschland in den Blick, sondern die Entwicklungen in ganz Europa. Die unterscheiden sich zum Teil je nach Region deutlich. Einige Tendenzen lassen sich allerdings länderübergreifend beobachten. Eine davon ist der Trend zu Filialschließungen: Seit 2008 haben Europas Banken 13 Prozent ihrer Zweigstellen geschlossen. Durchschnittlich 5.600 Kunden teilen sich heute eine Bankfiliale. Die Studienautoren erwarten, dass sich der Schließungstrend noch verstärken wird. Im Jahr 2030 könnte es ihrer Prognose nach nur noch halb so viele Bankfilialen geben wie heute.

Bankkunden in den europäischen Ländern wird dies in höchst unterschiedlichem Ausmaß treffen. Deutschland gehört laut der Studie ebenso wie Österreich, Portugal, Frankreich, Italien und Spanien zu den Ländern mit einer nach wie vor besonders hohen Filialdichte. Doch natürlich werden auch in Deutschland Bankkunden in vielen Fällen künftig längere Wege bis zur nächsten Zweigstelle auf sich nehmen müssen. Zur sinkenden Zahl an Filialen passt eine weitere Entwicklung: Europas Banken beschäftigen heute acht Prozent weniger Mitarbeiter als 2008. Die Kreditinstitute schrumpfen also insgesamt.

2. Das Girokonto wird wesentlich teurer

Hinter den Entwicklungen, die die Studie beschreibt, steckt den Verfassern zufolge ein grundsätzlicher Umbruch auf dem Bankenmarkt. Durch die Digitalisierung sind neue Unternehmen und neue Dienstleistungen entstanden, die ins Geschäftsfeld etablierter Banken eindringen. Zusätzlich leiden die Institute unter dem niedrigen Zinsniveau. Sie sind gefordert, sich neuen Rahmenbedingungen anzupassen – und dabei weiter genug Geld zu verdienen. Doch sowohl ihre Kosteneffizienz als auch ihre Profitabilität liegen A.T. Kearney zufolge niedriger als vor 2007, als die von den USA ausgehende Finanzkrise begann.

Europäische Banken nahmen zwar im vergangenen Jahr mehr pro Kunde ein als im Jahr 2007, allerdings machten sie gleichzeitig weniger Gewinn pro Kunde als vor neun Jahren. In den vergangenen drei Jahren stieg der Gewinn pro Kunde immerhin wieder an. Er liegt derzeit bei 201 Euro. Am besten stehen derzeit laut der Studie die Banken in Skandinavien und der Schweiz da, gefolgt von denen in Westeuropa, zu denen die Kreditinstitute in Deutschland gehören.

Allerdings: Deutsche Banken gehören innerhalb Westeuropas zu den Verlierern. Drei Prozent weniger Gewinn pro Kunde als ein Jahr zuvor machten sie zuletzt. Die deutschen Banken nahmen zwar pro Kunde ein Prozent mehr ein, vor allem, weil sie mehr Kredite vergaben. Allerdings stiegen die Betriebskosten stärker. Das Fazit der Studienautoren: Deutsche Banken sind immer noch dabei, ihr Geschäftsmodell und ihre Kostenstruktur an die neuen Marktgegebenheiten anzupassen.

Ein Mittel auf dem Weg dorthin sind Gebührenerhöhungen bei Girokonten. Die Studienautoren sehen deutsche Banken hier im Handlungszwang. Die Kontoversorgung sei hierzulande mit einem Durchschnittspreis von 24 Euro pro Jahr im Vergleich am billigsten. Briten zahlen demnach durchschnittlich 36 Euro, Schweden 60 und Franzosen sogar 72 Euro. Am höchsten ist die Preisspanne in Großbritannien. Für ein Konto samt Karten werden auf der Insel bis zu 360 Euro jährlich fällig. Deutsche Banken könnten sich auf der Suche nach neuen Einnahmen in den nächsten Jahren in eine ähnliche Richtung bewegen.
 
Konto + Karten: Preise im Europa-Vergleich
  Jährlicher Durchschnittspreis in € Preisspanne in €
Deutschland 24 0 - 120
Großbritannien 36 0 - 360
Schweden 60 12 - 84
Frankreich 72 36 - 144
Quelle: A.T. Kearney "Retail Banking Radar 2016"
 

3. Der Komfort im digitalen Kundenkontakt wächst

Die eingangs beschriebenen Filialschließungen werden vielen Kunden möglicherweise gar nichts ausmachen – weil sie ohnehin zumindest für die Mehrzahl ihrer Geldangelegenheiten kaum persönlichen Kontakt suchen. Die Studie geht nicht so weit, zu sagen, die Zukunft gehöre einzig den Direktbanken. Allerdings sind unter den Banken, die ihre Umsätze in den vergangenen Jahren am meisten steigern konnten, gleich mehrere Direktbanken.

Vor allem die deutsche DKB sticht heraus: Sie verdoppelte ihren Umsatz seit 2010 nahezu. Laut den Studienautoren liegt das unter anderem an einem hervorragenden Kundenservice, der Aufnahme neuartiger Dienstleistungen wie Video-Identifikation ins Angebot und Produktdetails wie einer Kreditkarte, die kostenloses Geldabheben erlaubt. Ob Filial- oder Direktbank, persönlicher oder digitaler Service: Der Erfolg von Banken wird sich der Studie zufolge künftig noch stärker an ihrer Kundenfreundlichkeit entscheiden.

Geschwindigkeit, Bequemlichkeit und Transparenz – das ist es, was Kunden heute laut der Studie von ihrer Bank fordern. Und Antworten auf diese Wünsche finden sich eben oft in digitalen Services. Kunden dürfen für die nahe Zukunft wohl auf mehr und bessere digitale Services hoffen. Schlicht, weil den Banken nichts anders übrig bleibt. Sich auf die Digitalisierung einzustellen, ist dringend nötig. In Deutschland beispielsweise werde schon 2020 die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung den sogenannten Millennials angehören, so der Bericht von A.T. Kearney. Menschen dieser in den 1980ern und 1990ern geborenen Generation sind nahezu immer online und erwarten unkomplizierte Dienstleistungen, die sie gern über mobile Geräte in Anspruch nehmen.

Auf diesem Feld machen bisher häufig junge Unternehmen, sogenannte Fintechs, etablierten Banken ein Stück vom Kuchen streitig. Doch auch sie haben noch eine Lernkurve zu bewältigen. Das zeigte unlängst das Beispiel von Number26. Das Unternehmen bietet ein allein übers Smartphone nutzbares Girokonto an. Kostenlos, wie es hieß. Doch als einige Kunden die Gratis-Dienstleistung ausgiebig nutzten, kündigte Number26 dutzendfach Konten. Ein öffentlicher Aufschrei war die Folge.

Andere Fintechs wie etablierte Banken werden sich davor hüten, dass ihnen beim Aufsetzen eigener digitaler Services Ähnliches widerfährt.

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