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Draghi sieht keine Enteignung deutscher Sparer

München, 11.02.2016 | 10:16 | lsc

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe durch die unter ihm eingeführte Niedrigzinspolitik die Renditechancen deutscher Sparer ins Nichts schwinden lassen.

EZB-Logo; Draghi wehrt sich gegen Vorwürfe deutscher Sparer
Mit Tagesgeld konnte man im September 2015 trotz Niedrigzinsphase mehr Gewinn erwirtschaften als im September 2011.
„Der deutsche Sparer wird gar nicht betrogen“, soll er laut aktuellen Informationen der F.A.Z. Online in einer Grundsatzrede gesagt haben, die er Ende Januar bei der Deutschen Börse in Eschborn gehalten hat. Damit reagiert er auf Klagen aus Deutschland, die vor allem seit der letzten Leitzinssenkung auf den historischen Tiefstand von 0,05 Prozent im September 2014 laut wurden. Denn die Senkung des Refinanzierungszinses nahmen viele Banken zum Anlass, ihre Zinsen auf Spareinlagen ebenfalls nach unten zu schrauben – zum Leidwesen der Sparer. Nun kontert Draghi und bezieht sich dabei auf Ausarbeitungen der Deutschen Bundesbank.

Realitätsabgleich: Früher war auch nicht alles besser

Entgegen der Meinung, deutsche Sparer würden durch seine expansive Geldpolitik enteignet, stünde die Tatsache, dass die realen Renditen heutzutage besser ausfallen als zu Beginn der Krise. Fachleute der Bundesbank errechneten nämlich, dass man mit einem Vermögen, das sich aus Bargeld, Bankeinlagen und Lebensversicherungen zusammensetzt, von 2008 bis 2014 eine jährliche reale Rendite von 1,8 Prozent erwirtschaften konnte. „Sicher, dieser Wert liegt unter dem vor der Krise verzeichneten Durchschnitt. Von einer ,Enteignung‘ der Sparer kann aber wohl kaum die Rede sein, und die Lage stellt sich zudem besser dar als wiederholt der Fall seit Anfang der neunziger Jahre“, sagte Draghi der F.A.Z. Online zufolge in Eschborn. Dass es in den frühen 90er-Jahren, wie auch in den frühen 70ern und 80ern, Phasen negativer Realrenditen auf Spareinlagen gab, geht ebenfalls aus Auswertungen der Bundesbank hervor. Doch wieso stellt Draghi die reale Rendite in den Mittelpunkt?

Laut Sparerindex profitieren Tagesgeld-Sparer von niedriger Inflationsrate

Indem der Italiener auf den realen Zinsgewinn und somit auch auf die Realverzinsung verweist, will er den Deutschen klar machen, dass nicht der Nominalzins das Entscheidende ist, sondern der durch Abzug der Inflationsrate entstehende Realzins. Jener Wert also, der Auskunft darüber gibt, wie viel Kaufkraft mit dem Zinsgewinn verbunden ist.

Um Draghis Ausführungen zum Realzins verständlich zu machen, genügt ein Blick auf den Sparerindex. Er zeigt, dass der höchste Zinssatz im Tagesgeldvergleich von CHECK24 im September 2011 bei 2,7 Prozent lag. Im September 2015 betrug er 1,25 Prozent. Doch so sehr sich hier die von der Bank gebotenen Nominalzinsen in ihrer Höhe voneinander unterscheiden, so verschieden sind auch die realen Renditen. Denn im September 2011 lag die Teuerungsrate bei 2,4 Prozent. Dem Sparer blieb somit lediglich eine reale Rendite von 0,3 Prozent. Im September 2015 hingegen kam es zu keiner Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat – die Inflationsrate lag bei null. Der Realzins entsprach in diesem Monat dem Nominalzins von einem Prozent. Deutsche Tagesgeld-Sparer konnten somit mehr Gewinn erwirtschaften als vor Draghis Niedrigzinspolitik. 

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