Die
Gaspreise im Großhandel
steigen immer weiter: Der Preis für europäisches Gas (Dutch TTF Kontrakt, Lieferung im August) stieg am 7. Juli im Vergleich zu Mitte Juni
um 115 Prozent auf 183 Euro/MWh. Aufgrund steigender Gaspreise hat der Bundestag gestern über eine
Reform des Energiesicherungsgesetzes abgestimmt. So kann die Bundesregierung erwirken, dass die Kostenbelastung gleichmäßig auf die Gesamtheit der Gas-Verbraucher*innen verteilt wird.
„Sollten Paragraf 24 oder der neu formulierte Paragraf 26 des Energiesicherungsgesetzes aktiviert werden, könnten Versorger zusätzlich höhere Kosten weitergeben, auch wenn Preisgarantien bestehen", sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie CHECK24
. „Im Gegensatz zum Paragraf 24 würden mit dem Paragraf 26 die Mehrkosten einer Ersatzbeschaffung allerdings gleichmäßig auf alle Gaskund*innen verteilt werden.“
– Die Heizkosten für ein
Einfamilienhaus, das mit
Gas beheizt wird, haben sich innerhalb eines Jahres
um 113 Prozent erhöht (+1.462 Euro). Die
Stromkosten sind in diesem Zeitraum
um 33 Prozent gestiegen (+504 Euro).
– Insgesamt liegen die Preise für
Strom und Gas seit Monaten auf
Rekordniveau. Nach der großen Preiserhöhungswelle im Winter kommen
im Sommer weitere Preissteigerungen auf Verbraucher*innen zu. Für
Juni bis August haben die Strom- und Gasgrundversorger in
767 Fällen Preiserhöhungen angekündigt oder bereits durchgeführt – für mehr als
8,8 Millionen Haushalte.
CHECK24 hat die
wichtigsten Entwicklungen zu den Energiepreisen zusammengefasst:
Gaspreise:
– Der durchschnittliche Gaspreis
blieb im Juni hoch, sinkt aber im Vergleich zum Mai leicht. Ein Musterhaushalt (20.000 kWh) zahlte im Schnitt
2.752 Euro im Jahr für Gas. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von
13,8 ct pro kWh. Im Mai kostete die gleiche Menge Gas noch 2.826 Euro. Im Juni 2021 waren es 1.290 Euro
– ein Plus von 113 Prozent zum Juni 2022.
– Für
Juni bis August haben Versorger
in 262 Fällen Preiserhöhungen angekündigt oder bereits durchgeführt - im
Juli im Schnitt
um 50 Prozent. Betroffen von den Preiserhöhungen im Sommer sind rund
2,3 Millionen Haushalte.
– Obwohl
Gasgrundversorger bereits im Spätjahr und Winter in mehr als 1.000 Fällen Preise erhöht haben, wurden
seit dem 1. März in weiteren
463 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen
51,9 Prozent und betreffen gut
3,3 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich
952 Euro pro Jahr.
–
Gründe für gestiegene Preise: Angst vor einem
vollständigen Gaslieferstopp über Nord Stream 1, Unsicherheiten, wie
mögliche Gas-Transit-Stopps aufgrund von Kampfhandlungen, Energiesanktionen oder Gasimportverbote aus Russland lassen die Großhandelspreise steigen. Händler greifen bereits auf andere Gasquellen zurück. Dort ist das Angebot knapp.
Strompreise:
– Der Strompreis für Verbraucher*innen verharrte im
Juni auf einem
sehr hohen Niveau. Ein Musterhaushalt (5.000 kWh) zahlte
im Schnitt 2.027 Euro jährlich für Strom. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von
40,5 ct. pro kWh. Im Vorjahresmonat waren es 1.514 Euro –
ein Plus von 34 Prozent.
– Für
Juni bis August haben Versorger in
505 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Betroffen von den Preiserhöhungen im Sommer sind rund
6,5 Millionen Haushalte.
– Obwohl
Stromgrundversorger bereits im Spätjahr und Winter in mehr als 1.000 Fällen Preise erhöht hatten, wurden
seit dem 1. März in weiteren
735 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt.
=> Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen
20,1 Prozent und betreffen rund
7,7 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 5.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 335 Euro pro Jahr.
– Im Juli kostet
eine Megawattstunde an der Strombörse (Leipziger Strombörse EEX Day Ahead volumengewichtet) durchschnittlich
257 Euro (Stand: 8.7.). Zum Vergleich: Im Juli 2021 kostete eine Megawattstunde lediglich
80 Euro - ein Plus von 221 Prozent.
– Der
Wegfall der EEG-Umlage zum 1.7.2022 entlastet Verbraucher*innen um
5,1 Mrd. Euro. Der Bundestag hatte das entsprechende Gesetz bereits im April beschlossen. Stromanbieter sind dazu verpflichtet, die Absenkung an die Kund*innen weiterzugeben.
– Die Abschaffung der EEG-Umlage (vorher 3,723 Ct.) bringt für einen
Singlehaushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 1.500 kWh etwa
66 Euro. Eine Familie mit 5.000 kWh Stromverbrauch zahlt etwa
222 Euro weniger.
– Seit Herbst 2021 kommt es vermehrt zu Strompreiserhöhungen. Im Vergleich zu Oktober 2021 sind die Strompreise für einen Musterhaushalt mit 5.000 kWh im Schnitt bereits um 471 Euro gestiegen. Somit mildert die
Abschaffung der EEG-Umlage den Anstieg der Strompreise um weniger als 50 Prozent.
–
„Die erste Senkung der EEG-Umlage zum Jahreswechsel kam aufgrund der massiv gestiegenen Einkaufspreise bei Strom nicht bei den Verbraucher*innen an", sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei CHECK24. „
Mit der Abschaffung der Ökostromumlage im Juli wird ein Vierpersonenhaushalt um 222 Euro im Jahr erneut entlastet. Den starken Anstieg der Stromkosten seit vergangenem Jahr federt das aber nur teilweise ab."
– Weitere staatliche Maßnahmen könnten den Preisanstieg vollständig abfangen: denkbare Entlastungen wären eine
Senkung der Stromsteuer von derzeit 2,05 Cent/kWh auf 1,0 Cent/kWh und eine
Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent.
==> In Kombination mit der Abschaffung der EEG-Umlage würde eine
Familie um
459 Euro und ein
Singlehaushalt um
147 Euro im Jahr
entlastet werden. (Dabei handelt es sich nicht um die einfache Summe der Einzelentlastungen, da der Wegfall der EEG-Umlage und die Senkung der Stromsteuer den Nettobetrag reduzieren. Auf diesen niedrigeren Nettopreis werden dann sieben Prozent Mehrwertsteuer gerechnet.)