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Finanzwissen Folge 2 Wie entsteht Geld?

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Der zweite Teil unserer Serie stellt die Frage, die sich wohl jeder schon mal gestellt hat: Wie kommt das Geld eigentlich in die Welt? Antworten darauf gibt im Interview der Volkswirt Professor Jochen Michaelis von der Universität Kassel.
Jochen Michaelis

Im Interview mit CHECK24 erklärt Jochen Michaelis von der Universität Kassel, wo unser Geld eigentlich herkommt.

Wenn es um Geld geht, ist Professor Jochen Michaelis der richtige Ansprechpartner. Er hat den Lehrstuhl für Geld, Kredit und Währung an der Universität Kassel inne und lehrt dort Makroökonomik und Geldtheorie. Wenn er nicht im Hörsaal steht, forscht er unter anderem zu Kryptowährungen. Im Interview verrät Michaelis, wo das Geld in unseren Brieftaschen und auf unseren Konten eigentlich herkommt.

CHECK24: Herr Professor Michaelis, wie entsteht Geld?

Prof. Jochen Michaelis: Da muss man zunächst mal unterscheiden zwischen Zentralbankgeld, das zum Beispiel von der Europäischen Zentralbank geschöpft wird und Geschäftsbanken- oder Giralgeld. Zentralbankgeld entsteht dadurch, dass eine Zentralbank von Geschäftsbanken Wertpapiere kauft und den Gegenwert auf einem Konto der Geschäftsbank gutschreibt. Das sind die sogenannten Reserven. Das ist die eine Form. Die zweite Form ist die Giralgeldschöpfung von Geschäftsbanken, beispielsweise indem eine Sparkasse mir einen Kredit gibt und den Kreditbetrag auf meinem Konto gutschreibt. Auf diesen Wegen kommt Geld in Umlauf.


„... im Prinzip ein Federstrich.“


Das heißt, wenn eine Geschäftsbank Geld schöpft, dann ist das im Prinzip nur ein Buchungsvorgang?

Ja, korrekt. Das ist im Prinzip ein Federstrich. Eine Geschäftsbank kann Geld produzieren, indem sie Ihnen einen Kredit gibt und den Betrag auf Ihrem Girokonto gutschreibt. Durch diesen Akt wird Geld produziert.

Schöpfen die Geschäftsbanken also Geld aus dem Nichts? Müssen sie keine Geldreserven haben?

Die Tatsache, dass man quasi über Kreditvergabe aus dem Nichts Geld produzieren kann, heißt nicht, dass man das unendlich fortführen kann. Es gibt da schon Grenzen. Zum einen durch die Kreditnachfrage. Geschäftsbanken müssen Kunden finden, die bereit sind, einen Kredit aufzunehmen und dafür Zinsen zu zahlen. Zum anderen muss sich eine Geschäftsbank refinanzieren. Wenn ich einen Kredit aufnehme über 1.000 Euro, bekomme ich 1.000 Euro gutgeschrieben. Dann werden diese 1.000 Euro zur Geldmenge addiert – das ist Geldschöpfung. Allerdings nehme ich den Kredit ja nicht auf, damit das Geld auf meinem Girokonto liegt, sondern ich möchte etwas dafür kaufen. Wenn ich das tue, fließt dieses Geld zu Geschäften und letztlich zu anderen Geschäftsbanken. Dieser Geldabfluss macht es notwendig, dass die Geschäftsbank ihren Kredit an mich refinanzieren muss. Über Ersparnisse der Kunden beispielsweise oder indem sie sich selbst Geld bei der Zentralbank leiht. Diese Refinanzierung kann teuer sein. Und auch das begrenzt die Geldschöpfung über Kreditvergabe.

Muss eine Bank den Kredit an mich zu 100 Prozent refinanzieren?

Nicht unbedingt. Wenn ich einen Teil meiner geliehenen 1.000 Euro nicht abhebe oder an eine andere Bank überweise, sondern auf meinem Girokonto bei dieser Bank lasse, muss sie diesen Teil nicht refinanzieren. Zudem erhält die Bank ja auch Geld von anderen Privathaushalten oder Unternehmen. Das rechnet sie den von ihr vergebenen Krediten gegen. Refinanzieren muss sie, was unterm Strich fehlt – also die Differenz zwischen erwarteten Zahlungsabflüssen und erwarteten Zahlungszuflüssen.


„Des einen Vermögen sind die Verbindlichkeiten des anderen und umgekehrt.“


Wenn Geld durch Kreditvergabe entsteht, heißt das nicht, dass Geld gleich Schulden ist?

Ja. Bei Zentralbankgeld ist die Zentralbank der Schuldner, beim Giralgeld die Geschäftsbank. Ihr Guthaben auf Ihrem Girokonto bei einer Geschäftsbank ist eine Forderung gegenüber der Geschäftsbank und damit aus Sicht der Geschäftsbank eine Schuld.

Wenn also durch Kreditvergabe Geld geschöpft wird, es immer mehr Kredite gibt und Geld gleich Schuld ist, kommen dann auch immer mehr Schulden in die Welt?

Ja, aber auch Vermögen. Das sind immer zwei Seiten. Des einen Vermögen sind die Verbindlichkeiten des anderen und umgekehrt. Durch Kreditvergabe wird der Geldumlauf erhöht – das ist so und daran ist auch nichts Negatives zu sehen.

Und geschöpftes Geld verschwindet dadurch wieder, dass ich meinen Kredit zurückzahle?

Das ist korrekt. Wenn Sie einen Kredit tilgen, dann läuft der ganze Mechanismus in die umgekehrte Richtung. Durch Kredittilgung reduziert sich die umlaufende Geldmenge.

Dann würde aber nur das Giralgeld verschwinden, das Zentralbankgeld würde weiterhin Bestand haben?

Ja genau.

Schöpfen Geschäftsbanken noch durch andere Vorgänge Geld, beispielsweise durch den Kauf von Vermögenswerten, wie etwa Immobilien?

Das ist möglich. Eine Geschäftsbank kann beispielsweise von Privaten oder vom Staat Wertpapiere oder Immobilien kaufen. Sobald der Gegenwert auf das Konto des Staates oder des Privaten gutgeschrieben wird, wird auch in diesem Fall Geld geschöpft.

Und auch das ist nur ein Buchungsvorgang?

Ja, ein Ankauf von Immobilien oder Wertpapieren ist genauso Geldschöpfung wie durch Kreditvergabe. Auch der löst natürlich Folgeprozesse aus, je nachdem, was beispielsweise der Immobilienbesitzer mit der Million Euro macht.

Verdienen Banken Geld durch Geldschöpfung?

Ja. Die Bank verleiht Geld zu einem bestimmten Zinssatz und sie beschafft sich Geld, ebenfalls zu einem Zinssatz. Aus der Differenz dieser beiden Zinssätze bildet sich die sogenannte Bankenmarge. Das ist das Geld, das die Bank verdient.


„Sobald auch in den südeuropäischen Ländern die Konjunktur anspringt, wird die EZB ihre extrem expansive Politik wieder zurücknehmen.“


Sie haben zu Beginn die Rolle der Zentralbanken angesprochen: Können diese die Kreditvergabe der Banken steuern?

Ja, über die Refinanzierungskosten. Die Geschäftsbanken brauchen zur Kreditvergabe Zentralbankgeld und die Zentralbank entscheidet, zu welchen Konditionen, also zu welchem Leitzins sie ihnen dieses Geld zur Verfügung stellt. Ist die Refinanzierung teuer macht das die Kreditvergabe unattraktiver. Das zweite Instrument ist die Mindestreserve. Das ist der Bruchteil, den Geschäftsbanken an ihren Sichteinlagen bei den Zentralbanken als Guthaben halten müssen. Das ist ein weiteres Instrument, das Kreditvergabe teurer machen kann.

Der Refinanzierungszins der EZB liegt aktuell bei null Prozent und die Mindestreserve beträgt auch null Prozent – was heißt das für die Banken?

Die EZB hat keinerlei Interesse daran, die Kreditvergabe einzuschränken. Sie setzt alles daran, dass die Geschäftsbanken mehr Kredite an Unternehmen und private Haushalte vergeben, um die Konjunktur anzukurbeln.

Durch die Geldpolitik der EZB entsteht zurzeit also besonders viel Geld. Wird das aus Ihrer Sicht noch länger so weitergehen?

Die EZB erhöht massiv die Zentralbankgeldmenge, aber wegen der fehlenden Kreditvergabe der Geschäftsbanken ist der Anstieg der umlaufenden Geldmenge gar nicht so groß. Sobald auch in den südeuropäischen Ländern die Konjunktur anspringt, wird die EZB ihre extrem expansive Politik wieder zurücknehmen. Hiermit ist im Verlauf des Jahres 2018 zu rechnen. Ähnlich wie jetzt in den USA wird es auch im Euroraum zu einer Zinswende kommen.

Herr Prof. Dr. Michaelis, vielen Dank für das Interview.

Sehr gerne.

Alle bisherigen Teile der Serie Finanzwissen

✓ Folge 1: Was ist Geld?

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